Sonntag, 3. August 2014

72. Beitrag - Propheten unserer Zeit? - Demolition Man

Der Film von 1993 spielt hauptsächlich in zwei Zeitebenen. Zum Beginn der Handlung schreiben wir das Jahr 1996, der Ort ist Los Angeles. Eine düstere Welt voller Gewalt. Die Stadt liegt teilweise in Trümmern, der Hollywood-Schriftzug brennt. Es ist das Duell zweier Männer, dem Schurken Simon Phoenix und dem Polizisten John Spartan. Als bei einem Aufeinandertreffen der beiden mehrere Geiseln sterben gibt es nur eine Form der Bestrafung: Cryo-Gefängnis.  Während des Kälteschlafes erlaubt es modernste Technik die Verhaltensweise zu modifizieren, also quasi eine Neuprogrammierung des menschlichen Wesens.

Immer wieder erfährt man während des Films, der nach dem Vorspann, im Jahr 2032 spielt, einige Dinge aus der „Vergangenheit“. Ein Erdbeben, dass „Große Beben“ genannt, zerstörte im Jahr 2010 einen Großteil Kaliforniens. Aus dem Chaos und der Zerstörung bildete sich die Megametropole „San Angeles“. Diese entstand aus dem Zusammenschluss der drei Städte Los Angeles, San Diego und Santa Barbara. Bisher blieb ein solches Beben zwar aus, doch Forscher sind sich sicher, dass solch ein großes Beben nur eine Frage des Wann, nicht des Ob ist.

Dieses Beben hatte extrem weitreichende Folgen für die gesamte Gesellschaft. So brachen innerhalb der gastronomischen Betriebe die „Franchise-Kriege“ aus und nur eine Kette konnte sich als Sieger durchsetzen: Pizza Hut, im englischen Original war es allerdings Taco Bell. Jedes Restaurant gehört folglich nun dieser Kette an. Zwar existieren in unserer Welt immer mehr Fastfoodketten, doch gerade die Branchenriesen erweitern ihr Filialnetz unaufhörlich.

Futuristisch mutet allerdings etwas ganz anderes an: Schusswaffen existieren nur noch im Museum. Blicken wir über den großen Teich, so scheint solch eine Zukunftsszenario doch sehr weit hergeholt. Ach ja, erinnern Sie sich noch an den Bodybuilder, Schauspieler und Ex-Senator Arnold Schwarzenegger? Seine politische Karriere wurde im Film bereits vorausgesagt, allerding war er dort sogar der Präsident der Vereinigten Staaten.

Der Kleidungsstil der Zivilgesellschaft erinnert an eine modernere Form des traditionalistischen japanischen Kimono. Dahingegen trägt die Polizei armeeähnliche Uniformen. Die im Untergrund lebenden Menschen tragen eine bunte Facette an Flickenkleidung, wohingegen schwarz eine weitere beliebte Farbe zum Tragen ist. Ob wir uns in eine ähnliche Richtung entwickeln, bleibt zu bezweifeln, aber lassen wir uns einfach überraschen. 2032 spielt zudem 2 Jahre nach dem errechneten Punkt, an dem der Großteil der Babyboomjahrgänge beginnen in Rente zu gehen und damit einhergehend vielleicht eine Pflegebedürftigkeit eintritt. Diese Folgen für die Gesellschaft werden nicht näher erwähnt.

Natürlich kommt solch eine „saubere“ Zukunft nicht ohne gewisse Verbote aus und es ist alles verboten, was irgendwie schädlich ist: Rauchen, Alkohol, Drogen, Koffein, Fleisch, Schokolade, Kontaktsportarten und gewürztes Essen. Darüber hinaus sind Schwangerschaften (die steril mit Einpflanzung im Labor erfolgen) nur mit Lizenz erlaubt, während Abtreibungen verboten sind. Sogar pädagogisches Spielzeug ist auf dem Index. Klopapier, heute omnipräsent, existiert nicht mehr. Stattdessen muss man auf drei Muscheln zurückgreifen, deren Benutzung leider nicht erläutert wird. Beleidigungen und Flüche sind natürlich tabu. Um dies zu gewährleisten, befinden sich überall kleine Geräte, die bei einem Verstoß sofort Strafzettel ausstellen. Diese muss man mit „Credits“ bezahlen, einer beliebten Währung in Computerspielen und Scifi-Filmen. Doch dazu kommt es allerdings selten, denn überall herrscht eine übertriebene Höflichkeit, kombiniert mit übermäßiger politischer Korrektheit. Die gesamte Gesellschaft wirkt lieb und irgendwie knuddlig. Zwischenmenschliche Handlungen, wie Küssen, Berührungen oder auch intimere Beziehung sind tabu und digitalisiert. Man erlebt alles über einen helmähnlichen Neurostimulator. Mittels eines biomechanischen Computerchips werden die Menschen zusätzlich, neben den vielen Kameras, direkt überwacht. Gespräche werden automatisch aufgezeichnet und können jederzeit wiedergegeben werden, zumindest bei der Polizei. Sicherlich ist die Aussage von John Spartan nicht unangebracht, als er dieses System als „faschistisch“ bezeichnet.

Und wie schaut es bei der Technik aus? Netzhautscanner, Fahrzeuge mit Autopilot und Technik, die sich über die Stimme steuern lässt, mutet uns bereits schon fast antik an. Eine Gegenmaßnahme würde dabei jede Menge Geld einsparen: Wände, die Graffiti von sich aus ganz allein entfernen. Ein Vorteil der Fahrzeuge der Zukunft besteht in einer automatischen Anpassung an den Fahrer. Sitz, Spiegel & Co. richten sich individuell nach der jeweiligen Person.

Kommen wir noch kurz zur Polizei. Mit Hilfe von kleinen tragbaren Computern, ähnlich unseren Smartphones, müssen die Beamten gesagt bekommen, wie sie reagieren müssen. Ausgestattet sind die Polizisten lediglich mit Elektroschockerstäben.  Sogenannte „Taser“ gehören heute zur Standartausstattung der US-Polizei. Die Aussage eines Beamten spricht bereits für sich:

„Wir sind Polizeibeamte. Für Gewalttätigkeiten wurden wir nicht ausgebildet!“

Alles also eine schöne neue Welt? Schauen Sie am besten selbst.

Quelle:

Demolition Man (1993)

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