Sonntag, 2. März 2014

49. Beitrag - Landesausbau und Missionierung

Dem großen Zeitalter des Landesausbaus gingen Jahrhunderte der Entwicklung voraus. Die Marken, also die Grenzgebiete, Merseburg, Meißen sowie Zeitz waren weitestgehend ruhig gelegen. Einzelne Konflikte bestimmten die politische Situation im Osten Europas. Das Land der Slaven war weit und dünn besiedelt, was es attraktiv für Siedler machte. Kaufleute zogen bereits seit Jahrhunderten quer durch Europa. Das Land östlich von Elbe und Saale war zwar kein Niemandsland, dennoch existierte keine Macht, welche es mit der westlichen Christenheit aufnehmen konnte. Dabei ging es nicht nur mit Gewalt zu. Handel, Kampf, Zerstörung, Assimilation... Um die Vorgänge in all ihren Facetten zu beschreiben, braucht es einen breiten Wortschatz.

Der Landesausbau war keine Tat einzelner, sondern vieler Menschen. An oberster Stelle standen dabei Landesfürsten, also Mark- und Burggrafen, Erzbischöfe, Bischöfe oder ganze Klostergemeinschaften. Ob die Siedlungen ursprünglich geplant waren, also dass eine gezielte Kolonisation stattfand, bleibt fraglich. Zu Beginn der Überlegung, ob man das Gebiet östlich von Saale und Elbe unterwerfen sollte, stand sicherlich der Kreuzzugsgedanke. Die heidnischen Slaven sollten christlich missioniert werden. Dabei hatten die europäischen Christen einen großen Vorteil gegenüber allen anderen Religionen und einen ausgezeichneten Lehrmeister. Im Römischen Reich war es üblich, fremde Religionen und Kulturen zu tolerieren und zu akzeptieren, sofern diese sich nicht gegen die Römer wandten. Ähnlich wie im Judentum, akzeptierten die Christen anfangs keine anderen Götter, denn es gab in ihren Augen nur den einen Gott. Damit stießen sie allerdings auf erheblichen Widerstand. Verfolgungen und Hinrichtungen waren an der Tagesordnung.

Zwar dauerte es einige Jahrhunderte, doch mit den ständig neu missionierten Völkern, kamen wieder neue Ideen und Bräuche hinzu, was dazu führte, dass das Christentum extrem anpassungsfähig wurde. Das Vorgehen war dabei mehrgleisig. In manchen Fällen zerstörte man einfach die örtlichen Heiligtümer. Dies konnte in Form von Trockenlegungen von Gewässern oder durch Rodung von Wäldern geschehen. An den Orten an denen es sich anbot, suchte man den höchsten Punkt aus und errichtete eine Kirche. So standen zeitweise zwei Heiligtümer in direkter Konkurrenz gegenüber. Man bot den Missionierten sogar indirekt an, durchaus noch andere Gottheiten zu verehren, nur ersetzte man ihre alten Götter gegen Neue, den Heiligen. Als monotheistische Religion akzeptierte das Christentum, wie bereits erwähnt, keine Nebengötter. Doch mit den Heiligen schuf man sich unbewusst einen Schlupfwinkel. Denn diese waren ja ursprünglich Menschen, die nach ihrem Tod an der Seite Gottes standen, somit also einen Teil des göttlichen Wesens bildeten. Was hinzu kam, war sicherlich für die Nichtchristen auch ein spektakulärer Anblick: Ein Mönch, bewaffnet mit einer Axt, zog los und fällte einen heiligen Baum. Die „Heiden“ warteten und unternahmen selten etwas dagegen. Warum auch, immerhin sollte ihr Gott ja selbst auf das Heiligtum aufpassen können. Nachdem der Baum gefällt war und nichts geschah, war man von der Macht des Christengottes überzeugt. Natürlich stellte diese Situation den Idealfall dar und darf keineswegs verallgemeinert werden.

Das dünn besiedelte Land lockte aber mit fruchtbaren Böden, jeder Menge Rohstoffe und neuem Lebensraum. In der Forschung sprach man Jahrzehnte vom Begriff der Deutschen Ostkolonisation, wobei nie umrissen werden konnte, was das Deutsche eigentlich ausmachte. Die Landesfürsten können wir aus heutiger Sicht zwar als „Deutsche“ betrachten, damals waren es aber Sachsens und Thüringer bzw. einzelne Grafengeschlechter.        

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