Samstag, 15. Februar 2014

47. Beitrag - Alles Gute zum Geburtstag!

Das die Mühlen der Bürokratie mitunter nur sehr schleppend mahlen, ist keineswegs ein Phänomen der Neuzeit. Doch selbst für die Epoche des Mittelalters scheinen 5 Jahre eine lange Zeit zu sein. Was aber war überhaupt geschehen?

Im Jahr 981 war es Bischof Giselher, welcher die Geschicke des Bistum Merseburg leitete. Es war auch das Jahr, in welchen der erste Erzbischof von Magdeburg, Adalbert war sein Name, verstarb. In seiner Chronik beschimpfte der vierte Merseburger Bischof Thietmar aufs übelste seinen Vorgänger, den zweiten Bischof. Giselher war es nämlich, welcher mit Hilfe des Kaisers nun nach Magdeburg wechselte und dort die Erzbischofswürde erhielt. Und was wurde aus Merseburg?

Das kleine Bistum hatte schnell an Bedeutung verloren. Immerhin lag es in einem Recht befriedetem Gebiet, die Grenzen waren mehr oder minder fest, zumindest war eine großflächige Ausdehnung nicht mehr möglich. Die Bistümer Zeitz und Meißen sowie das Erzbistum Magdeburg lagen direkt am Grenzland, was ihnen eine Expansion noch ermöglichte. Da Giselher nun wechselte, wurde beschlossen das kleine Bistum aufzulösen. Die Besitzungen verteilte man an die umliegenden Bistümer, so dass am Ende jeder sein Stück vom Kuchen bekam. Das Thietmar deswegen Frust auf Giselher schob, dürfte verständlich sein. Aber das war doch noch nicht das Ende?

Kurz vor der Jahrtausendwende, im Februar 999 beschloss man in Rom die Wiederherstellung von Merseburg als Bistum. Jedoch war es nun noch kleiner. Auch der fade Beigeschmack blieb, denn wo ein Bistum entstehen sollte, musste es schließlich auch Besitz kriegen. Die Ländereien jedoch, waren bereits vergeben.
Otto III. besaß die Macht, Ländereien neu zu vergeben und bestehende durch Tausch aufzuteilen. Anfang des Jahres 1002 verstarb er. Handelte es sich dabei um eine Gottesstraße, wie Thietmar es ausdrückte?

Die Vermutung liegt recht nahe, immerhin verstarb auch der in Ungnade gefallene Giselher im gleichen Monat wie Otto III., nur eben 2 Jahre später! Nun schreiben wir das Jahr 1004. Heinrich II. ist König des Heiligen Römischen Reiches. Er steckte seine Tatkraft in die Wiederherstellung des Bistums. Zunächst einmal bestätigte der König Merseburgs frühere Besitzungen, traf damit allerdings auf Widerstand aus den Reihen der anderen Bischöfe. Da er selbst über eigenen Besitz in der Gegen verfügte, nutzte er diesen für Tauschgeschäfte, so dass es ihm zu verdanken war, dass das Bistum Merseburg am Ende überhaupt einen Besitz vorweisen konnte.

Wann die genaue Wiederherstellung Merseburgs erfolgte, lässt sich nur schätzen. Vermutlich geschah dies irgendwann im Februar 1004. Es dauerte allerdings noch Wochen, bis die ganze Neuverteilung des Landes geregelt war. Ob man die gesamte Schuld Giselher anlasten sollte, muss jeder für sich beantworten. Er war ehrgeizig und wusste genau was er wollte. Das Merseburgs für die damalige Zeit an Bedeutung verlor, war nicht seine Schuld. Vielmehr muss man es als Opfer der eigenen geografischen Lage sehen, denn Frieden konnte schon damals schlecht für das Geschäft sein.

Dennoch sollte man sich die Stimmung nicht trüben lassen. Immerhin haben wir jetzt einen Grund zu sagen: Alles Gute zum 1010. Wiederherstellungsgeburtstag!

Quellen:
Kehr, Paul Fridolin: Das Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg

Rademacher, Otto: Die Merseburger Bischofschronik

Thietmar: Chronik

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