Sonntag, 9. Februar 2014

46. Beitrag - Wallfahrt und Pilger

Unberechenbares Wetter, Schlammpfade, Krankheiten, Räuber und vieles mehr... Die Pilger lebten gefährlich auf ihren Reisen, doch unternahmen sie diese trotzdem. Weshalb aber war es ihnen so wichtig, einen der drei großen Wallfahrtsorte aufzusuchen? Und gab es noch andere Zentren des Glaubens? Doch wann spricht man von einer Wallfahrt und was genau zeichnet einen Pilger eigentlich aus?

Eine Wallfahrt zeichnet sich durch verschiedene Dinge aus. Es beschreibt die gläubige Wanderung zu einem bestimmten Ziel. Dies können Naturdinge sein, wie z.B. Berge, Höhlen, Seen, ebenso aber auch Kunstgegenstände, also Statuen, Schreine, Bilder usw. Im Christentum gab und gibt es all diese Dinge, ebenso wie in verschiedenen anderen Religionen. Germanische, keltische und slavische Stämme verehrten überwiegend Dinge der Natur. Nahe Lützen, bei Schkeitbar soll es einen heiligen Hain gegeben haben, welcher Wigbert, dem späteren Bischof Merseburgs, zum Opfer fiel. Gerade solche Stätten waren es aber, die die Christen für sich einzusetzen wussten. Bei einer französischen Höhle war dies der Fall. Um sie herum baute man eine mächtige Abtei und verehrte sie als Engelsort: Mont-Saint-Michel.

Man versuchte Wunder- bzw. Gnadenorte zu schaffen, an denen die göttliche Kraft wirken sollte. Dies konnte in Form von Heilung geschehen oder als göttliche Vergebung für begangene Sünden. Um die Wirkung zu verstärken weihte man die heiligen Stätten meist mit Namen von Patronen, also heiliggesprochenen Menschen oder Engeln. Das europäische Christentum weißt somit sogar eine sehr große Nähe zu den polytheistischen Religionen auf, also der Vielgötterei.

Als Pilger oder auch Wallfahrer werden die Menschen bezeichnet, die auf eine Reise in die Fremde gehen, um die heiligen Orte zu besuchen. Dieses fromme Unterwegssein soll auf den Christen auch im Allgemeinen zutreffen, da sein ganzes Leben als Reise zu verstehen sei. Dabei bestand keine Pflicht wirkliche Reisen zu unternehmen, andererseits dachte man sich aber auch, dass es ja nicht schaden könne. Wir unterscheiden zwischen dem waffenlosen und der bewaffneten Pilgerfahrt.

Eigentlich sollte der Pilger in Frieden, also waffenlos, die Orte aufsuchen, die ihm göttliches Heil versprachen. Dazu unternahm dieser eine Reise, welche in geistig, wie religiös bilden sollte. Man lernte Land und Leute kennen, sah Eigenheiten und fremde Bräuche kennen. Die Glaubenserfahrung wurde vervielfältigt. Man wollte nicht schaden, sondern Buße tun und göttliches Heil erlangen.

Im krassen Gegensatz dazu steht allerdings die bewaffnete Wallfahrt. Uns am bekanntesten sind die Kreuzzüge, welche Heerscharen zu den Waffen greifen ließen, um sie gegen andere Religionen zu erheben. Nach der ersten Einnahme Jerusalems verübten die Kreuzfahrer ein Massaker unter der dort lebenden Bevölkerung. Von einer Heilssuche konnte man da wohl nicht mehr sprechen. Hinzu kommt, dass das vorherige Gleichgewicht der Religionen empfindlich gestört wurde und noch bis heute nachwirkt.

Quellen:

Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

Lexikon des Mittelalters Band VI und Band VIII

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