Sonntag, 13. Oktober 2013

29. Beitrag - Schloss Seeburg


Der süße See. Über ihm erhebt sich Schloss Seeburg. Es war das Zuhause einer der bedeutendsten Adelsfamilien unserer Heimat, der gleichnamigen Familie von Seeburg. Erzbischof Wichmann war es, der nicht nur das Erzbistum Magdeburg erweiterte, sondern ebenso das kleine Bistum Merseburg nicht aus den Augen verlor. Es im Blick zu behalten war allerdings nicht einfach. Bedenkt man seine Pflichten und all die anderen Verwaltungsaufgaben, kann einem schnell schwindlig werden. Als Erzbischof oblag es ihm die anfallenden Glaubensfragen zu klären. Dabei war die weltliche Korrespondenz ebenso aufwendig. Nun war Magdeburg im 12. Jahrhundert im Begriff zu wachsen. Die Bevölkerung wuchs und mit ihr der Handel.

Es ist aufregend zu sehen, wie eine Bürgergemeinde so ein Selbstbewusstsein entwickelt, dass diese sich selbst zur Stadt erhob und dies alles ohne eine Beurkundung! Heutzutage mag es sich vielleicht banal anhören, zu Zeiten Wichmanns aber war es eine große Sache. Und es war durchaus gefährlich! Erwischten sich beide Parteien auf dem falschen Fuß, so waren Konflikte in Reichweite. So waren die Erzbischöfe die eigentlichen politischen Entscheider. Eine selbstbewusste Bevölkerung aber möchte früher oder später am politischen Geschehen teilnehmen. Nun hieß es klug zu handeln! Und er tat es. Mit seinen Handlungen unterstützte er die städtische Selbstverwaltung. Schließlich bekam Magdeburg eine Urkunde ausgestellt, die es endgültig zur Stadt erhob. Wichmann jedenfalls galt als einer der weisesten Köpfe seiner Zeit. Er versuchte stets zwischen verschiedenen Konfliktparteien zu vermitteln, wie zwischen König Friedrich Barbarossa und Herzog Heinrich den Löwen von Sachsen. Nun war Heinrich nicht leicht in Zaum zu halten und brach oft zu Streitigkeiten auf. Das hielt Wichmann aber nicht ab Gewalt anzuwenden, wenn seine diplomatischen Bemühungen scheiterten. Die Stadt Haldensleben, gehörig zu dem Herzog, erfuhr es am eigenen Leib. Unnachgiebig verteidigten die Bürger ihre Stadt, doch da zeigte der Erzbischof seine militärischen Fähigkeiten. Er ließ einen nahen Fluss stauen, so dass das Wasser nicht mehr abfließen konnte und die Stadt überschwemmte.

Sein eigentliches Lebenswerk und Talent lag dagegen auf einem anderen Gebiet. Ostsiedlung, Ostkolonisation oder auch Landesausbau, die Geschichtsforschung fand viele Begriffe für das, was unter ihm zur vollen Blühte gelangte. Er war es, der als erster Herrscher die notwendigen Vorgänge miteinander verknüpfte, so dass neue Ansiedlungen in großer Anzahl entstehen konnten. Dafür schickte er Lokatoren genannte Siedlungsunternehmer aus. Diese warben Bauern und andere Menschen in den bevölkerungsreichen Gebieten des Reiches an. Sie sollten neues Land östlich von Saale und Elbe urbar machen. Im Gegenzug erhielten die neuen Bewohner Steuerfreiheit und die Lokatoren den neu gegründeten Ort als Erblehen.

Den Stammsitz seiner Familie kann man noch heute besichtigen. Das Schloss beherbergt aber keine adlige Familie mehr, sondern ein Standesamt, eine Gaststätte, Wohnhäuser und ein ehemaliges Hotel, welches zu Verkauf steht. Sicherlich gab es im Laufe der Jahrhunderte viele Veränderungen am Schloss und der Umgebung, dennoch kann man mit ein wenig Fantasie die ehemalige Pracht erahnen. Es ist schade, dass der gesamte Komplex heutzutage so heruntergekommen wirkt. Vielleicht aber findet sich noch ein Käufer, der den alten Glanz wiederherstellt.

Eigene Publikation zu Wichmann:

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