Samstag, 15. Juni 2013

12. Beitrag - Ein mobiles Königreich

Eine gute Verwaltung war bereits seit jeher vonnöten, insbesondere als es noch nicht möglich war, auf Technik wie Computer oder Telefone zurückzugreifen.

Das Stichwort lautet: Reisekönigtum.

Was hat man aber unter diesem Begriff zu verstehen? Das Heilige Römische Reich war zersplittert in viele größere und kleinere Herrschaften. Als oberste Instanz galt im weltlichen Bereich das Kaiser- bzw. Königstum. Im geistlichen Bereich waren es der Papst und seine Erzbischöfe als quasi Vertreter im Reich. Wenn man Rom als Hauptstadt der Geistlichkeit ansieht, denn dort regierte der Papst überwiegend, wo ist dann die Hauptstadt des Reiches gewesen? Die Antwort ist denkbar einfach, es gab keine!

Natürlich hatten Kaiser und Könige ihre eigenen Stammgebiete und meist eine Stammburg, dennoch gab es für sie so etwas wie eine zentralgelegene Hauptstadt nicht. Deshalb kommt ein weiteres Stichwort hinzu: Der Pfalzenbau. Die Zeit der Herrschaft der Ottonen (919 bis 1024) war geprägt von dem Bau von Burgen und den Ausbau dieser zu Pfalzen. Es war notwendig, da man immer wieder Einfälle von Slaven und Ungarn abwehren musste.

Was ist eine Pfalz?
Von dem lateinischen Wort „palatium“ abstammend, wurde der Begriff in die deutsche Sprache übernommen. Das „Palatin“ war seit Kaiser Augustus (63 v. Chr. bis 14 n. Chr.) Sitz der römischen Herrschaft. Ähnlich verhält es sich später dann im Heiligen Römischen Reich, denn ob Pfalz oder palatium, gemeint ist ein Königshof. Eine Pfalz kann man also als eine Art Regierungsgebäude ansehen, von dem aus der König Seine Herrschaft ausübte. Somit stand der Ort der jeweiligen Herrschaftsausübung immer im Mittelpunkt.

Im Prinzip war der Herrscher ganzjährig unterwegs, bereiste sein Reich und verwaltete es von den Pfalzen aus. Natürlich gab es eine feste Hierarchie, allerdings wurde diese im Verlauf der Jahrhunderte immer weiter eingeschränkt, denn es kamen neue Mächte auf. Dazu aber an anderer Stelle mehr.

Die Gründe für ein Reisekönigtum:

„Sie resultieren zum einen aus der Notwendigkeit heraus vor Ort Recht zu sprechen und zu schaffen, Rat einzuholen, Präsenz zu zeigen und damit den Machtanspruch und Autorität des Herrschers zu behaupten.“

Zudem war die Verwaltung, zumindest aus heutiger Sicht gesehen, ineffizient. Nur wenige Menschen konnten lesen geschweige denn schreiben. Eine notwendige Bürokratie kam erst sehr viel später auf, somit konnte das Reich noch nicht zentral verwaltet werden. Hinzu kommt, dass man als Herrscher Präsenz zeigen musste. Einerseits wertete es den Gastgeber auf, andererseits konnte man diesem dann auf die Finger schauen und musste sich nicht auf sein Wort allein verlassen.

„Via Imperii und Via Regia“ von Maximilian Dörrbecker (Chumwa) - Eigenes Werk. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 2.5 über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Via_Imperii_und_Via_Regia.png#mediaviewer/File:Via_Imperii_und_Via_Regia.png
All dies erforderte Organisation, Durchhaltevermögen und zu einem gewissen Grad auch Vertrauen. In Merseburg gab es ebenso eine bedeutende Pfalz. Sie wird uns als Thema auch weiterhin begleiten.


Quellen

http://www.koenigspfalzen.mpg.de/projekt.html

http://www.ottonenzeit.de/musik/reisekong/reisek1.htm

http://www.familia-ministerialis.de/reisekoenig.pdf

Lexikon des Mittelalters Band VI

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