Freitag, 7. Juni 2013

11. Beitrag - Die Visitation von Frankleben


Heute möchte ich einen weiteren Ort aus den Visitationsberichten erwähnen, bevor wir uns erst einmal einem anderen Thema zuwenden. Berühmt ist der Ort für sein sehr lange ansässiges Niederadelsgeschlecht, die Familie (von) Bose.

Wir beginnen erneut mit der Visitation des Jahres 1562. Der Pfarrer der damaligen Zeit hieß Urban Zabler, der erst zwei Jahre zuvor seine Einsetzung in dieses Amt hatte.

„Das pfargebeude zu Franckleuben ist gar baufellig; doch ist der alte pfarher noch darinne.“ Es wurde also angemerkt, dass die Unterkunft des Kirchendieners einer Überholung bedurfte. Zudem wohnte immer noch der alte Pfarrer hier! Weiterhin erfahren wir, dass es 42 Häuser mit Familien, eine Mühle und den „junkern hofe“, also den Adelssitz gab. Die Dörfer Runstedt und Reipisch gehörten ebenso zu der franklebener Kirche. Alle drei Orte zusammen hatten so 92 Familien vorzuweisen.
Er hatte allerlei Einkünfte, aber wie man dem Bericht entnehmen kann, waren diese nicht ausreichend. Eine seiner Haupteinnahmequellen bildeten der sogenannte Kuh- und Schafzins.

Der sogenannte Lehnsherr der franklebener Pfarre, also derjenige „Herr“ mit der Oberaufsicht, war der geusaer Pfarrer. In Runstedt war es Albrecht Bose, welcher selbst vor Ort ansässig war. Urban Zabler schien ein recht angenehmes Leben in Frankleben zu führen. Er hatte gute Einnahmen und auch diverse Mitglieder der Familie Bose kamen für sein Wohl auf. Wilde Feste oder Beschwerden wurden zumindest von Visitatoren nicht vermerkt.

Das genaue Datum der zweiten Visitation von 1578 ist uns nicht überliefert. Seit diesem Jahr gab es aber einen neuen Pfarrer im Amt, Abraham Hermann. In Frankleben existierte im Gegensatz zu vielen anderen Orten eine kleine Dorfschule für Jungen. Normal war es nicht, da der Küster oftmals mit dem Unterricht in seinen Räumlichkeiten betraut gewesen ist. Dass es in Frankleben ein kleines Schulgebäude gab, spricht ganz für den Ort und allen Unterstützern. Ein Gebäude und die Ausbildung musste aufrecht erhalten werden und dafür wurde viel Beistand benötigt. Somit liegt es nahe, dass die Familie Bose ihren Teil hierzu beitrug.

Es macht aber den Anschein, dass die Visitatoren bei ihrem ersten Besuch nicht genau hingeschaut hatten. In Frankleben gab es natürlich ebenso wie in Pissen die „gebrechen“. Der Katechismus wurde weder von ihm, noch seinem Vorgänger gehalten. Bei seiner wöchentlichen Predigt am Donnerstag war es still in der Kirche, zu still, denn oftmals kamen nicht mehr als vier Menschen. Aus diesem Grund wurden ihm Anweisungen gegeben, die Leute zu ermahnen und seine Predigt kurz zu halten.

Große Probleme mit den Einwohnern und kaum Rückhalt von ihnen waren dem Pfarrer ein großes Problem. Im Ort gab es Gotteslästerer, die anscheinend ziemlich heftig fluchten. Sogar die Kinder bekamen es mit und schlossen sich den Beschimpfungen an. Zwar war sich Abraham Hermann sicher diese in den Griff zu bekommen, aber bei dem „gesinde“ selbst sah er schwarz.

Sie sehen, dass es nicht immer leicht war für die Pfarrer. Kann man also die örtliche Adelsfamilie verantwortlich machen, dass sie ihm nicht die nötige Unterstützung zukommen ließen? Wohl kaum, denn ortsansässiger Adel wurde selten mit einer Klärung der Verhältnisse betraut.  Wir müssen zudem auch bedenken, dass die Berichte von den Geistlichen stammten, die Sicht der Einwohner wurde nicht berücksichtigt. So ergibt sich für uns nur ein Teilstück, während das Gesamtbild der Situation vor Ort sich vor uns verschließt.


Quelle:

Friedensburg: Die Protokolle der Kirchenvisitationen im Stift Merseburg von 1562 und 1578.
     

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