Freitag, 19. April 2013

4. Beitrag - Epochen sind relativ


„Dahinten ist das Mittelalter.“ Sagte eine der beiden Damen, die vor mir liefen, als in Leipzig wieder einmal die historische Ostermesse war. Ich fand diese Aussage recht lustig, zumal wir gerade in Richtung der Kirche St. Nikolai gingen.

Antike - Mittelalter  - Neuzeit. Diese Dreiteilung findet man sehr oft in der Literatur. Natürlich haben wir alle eine grobe Vorstellung, welcher Zeitraum damit gemeint ist, aber wissen wir wirklich, wovon wir reden?

Geschichte in Schubladen pressen zu wollen ist unrealistisch, aber praktisch und notwendig. Darüber hinaus müssen wir wissen, worum es sich bei den drei Begriffen handelt. Jeder der drei Begriffe spaltet sich in viele weitere Abschnitte. Wie bezeichnen wir die Zeit nach der Neuzeit? Und was ist mit den vielen Epochen vor der Antike?
Aber alles der Reihe nach.

Im heutigen Beitrag konzentrieren wir uns, der Verständlichkeit halber, auf das Schema Antike-Mittelalter-Neuzeit. 
Die drei Begriffe können wir nur weitestgehend auf Europa anwenden. Zudem sind es keine starren Grenzen, sondern fließende Übergänge. Immer wieder gab und gibt es Diskussionen, zu welchem Zeitpunkt es zu einem Epochenumbruch kam.

Allgemein verbindet man mit der Antike die Stadtstaaten von Griechenland oder das Römische Weltreich, aber auch Ägypten, Persien und Babylon. All diese Unterschiedlichen Kulturen machen es schwierig zu entscheiden, wann der Schnitt gesetzt werden muss. Konzentrieren wir uns also zunächst auf Europa und speziell das heutige Gebiet der Bundesrepublik.

Rom soll unser Ausgangspunkt sein. Das Jahr 753 v. Chr. gilt als legendäres Gründungsdatum der Stadt und des späteren Weltreiches. Es dauerte seine Zeit, bis aus einem kleinem Dorf ein Reich mit gewaltigem Ausmaß wurde.
Unter Kaiser Trajan erreichte das Römische Reich seine größte Ausdehnung. Dies geschah in den Jahren 98 bis 117 n. Chr. In den folgenden Jahrhunderten wurde das Reich geteilt, verlor Gebiete und militärisch an Stärke. 476 n. Chr. war es dann vorbei mit dem jetzt Weströmischen Reich. Können wir dieses Jahr also als Ende der Antike und den Anfang des Mittelalters annehmen? Zumindest bietet sich das Datum an. Übrigens existierte Ostrom bis zum Jahr 1453 weiter, bevor sie ebenfalls erobert wurden.

Weitere Beispiele:

- Schlacht an der milvischen Brücke von 312
- endgültige Teilung des römischen Reiches im Jahr 395
- Kaiserkrönung Karls des Großen im Jahr 800

Denken wir an das Mittelalter, so denken wir an Ritter, Könige- und Kaiser, aber auch die Pest und Hungersnöte. Dynastien von Herrschern betreten die Weltbühne und verlassen diese wieder. Gegensätze und Gemeinsamkeiten von kirchlichen Würdenträgern und den weltlichen Herrschern prägten diese Zeit. Im Gegensatz zu dem „antiken“ Rom, gab es nun keine einzelne Zentralgewalt mehr. Die Hoheitsansprüche von Kaiser, Papst und vielerlei Fürsten mussten erst ausgefochten werden. Den Übergang zwischen Mittelalter und Neuzeit mit einer festen Grenze zu ziehen ist unmöglich. Folgende Ereignisse bildet sich aber als Orientierungspunkte an:

- Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern in der 2. Hälfte des
    15. Jahrhunderts
- Entdeckung des amerikanischen Kontinents 1492 durch Kolumbus
- Thesenanschlags Luthers 1517

Es gibt aber auch Historiker, die das Datum 1806 als Ende des Mittelalters betrachten, denn mit der Niederlegung der Kaiserkrone endete das Heilige römische Reich deutscher Nationen.  Allgemeinhin nimmt man gerne das 15. Jahrhundert als Übergangsphase, da in dieser Zeit viele Umbrüche stattfanden.

Damit wären wir eigentlich noch längst nicht am Ende. Diskussionen über Epochengrenzen könnten ganze Bücherregale füllen.
Es gibt keine einfache Antwort. Bilden Sie sich einfach Ihre eigene Meinung und vor allem: Akzeptieren Sie auch andere Ansichten, denn es gibt keine Universalantwort. Informieren Sie sich einfach mal über die Begriffe „Langes 19. Jahrhundert“ oder „Zeitalter der Entdeckungen“. Sie werden sehen, dass sich verschiedene Begriffe zeitlich decken und überschneiden. Ich wollte Ihnen mit diesem Beitrag nur einen kleinen Einstieg in das Thema bieten und hoffe, dass es mir gelungen ist.



Weiterführende Informationen

http://www.uni-regensburg.de/philosophie-kunst-geschichte-gesellschaft/neuere-geschichte/medien/periodisierunga.pdf

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